ARBEITEN IN SÖMMERDA

OHNE ARBEIT MACHT URLAUB KEINE FREUDE

- Klaus Seibold

Erfindergeist und innovatives Gedankengut prägen seit Beginn des 19. Jahrhunderts die industrielle Entwicklung in Sömmerda.

Die Gründung der Metallwarenfabrik von Dreyse & Kronbiegel 1817 war ein Meilenstein in der Stadtentwicklung, die seither stets vom industriellen Fortschritt der ortsansässigen Unternehmen beeinflusst wurde.

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HISTORISCHES

INDUSTRIELLE ENTWICKLUNG

Bis 1817 war Sömmerda eine Stadt, in der vorwiegend Landwirtschaft, Handwerk und Handel betrieben wurden. Um 1816/17 begann die Betriebsgeschichte des Büromaschinenwerkes mit der Gründung der "Dreyse & Kronbiegel - Metallwarenfabrik" und damit die industrielle Entwicklung Sömmerdas. Friedrich Kronbiegel, ein Knopffabrikant aus Erfurt, lieferte das nötige Kapital und Nicolaus Dreyse, gelernter Schlosser, Erfinder und Konstrukteur von Werkzeug- und Antriebsmaschinen (Bsp. Dampfmaschine, Knopfpresse - eine seiner ersten Maschinen, mit der Metall kalt umgeformt werden konnte), seine Ideen. Produziert wurden Eisenwaren wie Knöpfe, Nägel, Striegel, Fensterbeschläge und Lanzenspitzen. 1820 starb Friedrich Kronbiegel. Die Firma steckte in einer finanziellen Krise. Carl Collenbusch, sein ehemaliger Geschäftsführer in der Knopffabrik, schaltete sich ein und verschaffte Aufträge aus Berlin vom Kriegsministerium.

1821 heiratete Collenbusch die Witwe Kronbiegels, übernahm Rechte an der Firma und die Geschäftsleitung. Die Firma wurde umbenannt in "Dreyse & Collenbusch - Metallwarenfabrik". Die Aufträge aus Berlin vom Kriegsministerium, die Beteiligung an Heeresbestellungen veränderten das Produktionsprofil der "Dreyse & Collenbusch - Metallwarenfabrik".

Auf dem Gebiet der Waffentechnik hatte sich viel getan, z.B. die Erfindung des Perkussionsgewehres. Die Produktion der dafür benötigten Zündhütchen versprach ein gutes Geschäft. Der Unternehmergeist Collenbuschs war die treibende Kraft. Er veranlaßte Dreyse, eine Maschine zur Herstellung von Zündhütchen zu bauen.

Der Schritt zur Waffenproduktion war gemacht. Ab 1824 nannte sich die Firma "Dreyse & Collenbusch - Zündhütchen- und Munitionsfabrik".
1828 beschäftigte die Firma bereits 50 Männer und 32 Frauen. Als Pionierleistung galt die Einrichtung einer Krankenkasse für die Belegschaft. Dreyse reichte nach erneuter erfinderischer Praxis mehrere Gewehrvarianten zur Patentierung ein, u.a. Zündnadel-Vorder- sowie Zündnadel-Hinterlader.

Nicolaus Dreyse trennte sich 1834 von Carl Collenbusch und widmete sich voll dem Zündnadelgewehr, das er 1828 erfunden hatte. Nach langjähriger Erprobung und Weiterentwicklung des Zündnadelgewehres kam es 1840 zu großen Staatsaufträgen vom preußischen König Friedrich Wilhelm. Dreyse kaufte eine alte Leimsiederei und baute dort, am späteren Standort des Büromaschinenwerkes, eine Gewehrfabrik für Zündnadel-Vorder- sowie Zündnadel-Hinterlader. Im Jahre 1841 nahm diese ihren Betrieb auf und beschäftigte in der Blütezeit bis zu 1500 Arbeiter und Arbeiterinnen.

Die Fabrik sollte über anderthalb Jahrhunderte hinweg zum dominierenden Faktor in der Region werden. 1841 erwarb Dreyse die Walk- und Ölmühle und baute sie zu einem Rohrhammerwerk um. Hier wurden die Gewehrläufe produziert. Aus dem Rohrhammerwerk wurde später ein kleines Wasserkraftwerk. Das in der Neuen Straße, ab 1924 Adolf-Barth-Straße, gelegene Mühlenwerk wurde ebenfalls von Dreyse erworben. Am 9. Dezember 1867 starb Nicolaus Dreyse in Sömmerda. Sein Sohn übernahm die Firma. Unter Franz Dreyse profilierte sich die Fabrik mit hochwertigen Jagdwaffen. Mit dem Tod von Franz und mit der Umwandlung des Betriebes 1899 in eine AG, ging die Dreyse-Ära mit dem 19. Jahrhundert zu Ende.
Die Gründung einer kleinen Handstrichziegelei erfolgte 1858 durch den Landwirt Martini und den damaligen Bürgermeister Diethold. Dessen Sohn, Hermann Martini, übernahm den Betrieb 1887 und es entstand daraus in den folgenden Jahrzehnten eine der modernsten und bedeutendsten Großziegeleien Deutschlands.

Nach der Trennung 1834 von Nicolaus Dreyse führte Carl Collenbusch die Munitions-, Zündhütchen- und Nietenfabrik weiter und nach seinem Tod (1849) seine Söhne. 1875 produzierten dort 155 Arbeiterinnen und 48 Arbeiter Zündhütchen, Patronenhülsen, Munitionsartikel, Niete und Striegel. Bis 1945 reichte die Geschichte dieses Rüstungsbetriebes.

Sömmerda erhielt 1874 Anschluß an das Eisenbahnnetz mit der Eröffnung der Saale-Unstrut-Bahn (Straußfurt-Großheringen). 1880 folgte die Strecke Erfurt-Sangerhausen, die über die Saale-Unstrut-Bahn hinweggeführt wurde. Am Kreuzungspunkt beider Strecken wurde ein im deutschen Eisenbahnnetz recht seltener "Turmbahnhof" errichtet. Beide Bahnlinien wurden durch ein Gleis miteinander verbunden und an der unteren Strecke wurde ein Güterbahnhof gebaut. 1889 entstand die Brauerei Carl Böttner vor dem Erfurter Tor, an der Kölledaer Straße. Sie wurde später um eine Kartoffelflockenfabrik erweitert.

Ab 1900 begann die Elektrifizierung der Stadt. Den Strom lieferte zunächst das Wasserkraftwerk im Rohrhammer, 1912 kam die Dieselkraftstation der Rheinmetall hinzu. Diese Kapazitäten reichten bald nicht mehr aus, so daß Strom vom Kraftwerk Thüringen in Gispersleben bezogen werden mußte.

1901 endete die Ära Dreyse mit der Übernahme der in Konkurs geratenen AG (Munitions- und Waffenfabriken Sömmerda AG, vormals von Dreyse) durch die Rheinische Metallwaren- und Maschinenfabrik Düsseldorf als Abteilung Sömmerda. Die Düsseldorfer Firma beteiligte sich bereits schon 1899 an der AG.

Nun war die Bühne frei für einen Mann, der die Geschicke des Betriebes und damit der gesamten Region zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einem Maße bestimmen sollte, wie es nur Nicolaus von Dreyse ein halbes Jahrhundert vor ihm getan hatte. Die Rede ist von Heinrich Ehrhardt, Aufsichtsratsvorsitzender der Rheinischen Metallwaren- und Maschinenfabrik Düsseldorf, begabter Ingenieur und Maschinenkonstrukteur.
Der Mordernisierungsschub hatte in der Zeit der Aktiengesellschaft (1899-1901) begonnen und wurde nach dem Kauf von Rheinmetall verstärkt. Das Werk in Sömmerda erfüllte alle Voraussetzungen für die Einrichtung einer Zünderfabrik. Ehrhardt hatte von Beginn an den Vorsitz im Aufsichtsrat in Sömmerda und somit trugen die Modernisierungsmaßnahmen seine Handschrift, als auch die Orientierung auf die Rüstungsproduktion. Weitere Fabrikgebäude entstanden: die Gewehrfabrik, die Spezialfabrik für Gewehrläufe, die Munitionsfabrik, die Maschinenfabrik und die Eisengießerei.

Die Geschäfte, insbesondere mit dem Ausland, gingen im letzten Jahr vor dem Krieg glänzend. Die Waffenfabrik spielte mit ihrer Beschäftigtenzahl von 1200 Arbeiterinnen und Arbeitern und 50 Beamten erneut die dominierende Rolle in Sömmerda, wie in den besten Zeiten unter dem Erfinder Nicolaus von Dreyse.

Am 1. August 1914 erklärte das Deutsche Reich Rußland den Krieg. Vor dem Krieg hatte Rheinmetall seine Waffenprodukte vor allem an die späteren deutschen Kriegsgegner verkauft. Gut gerüstet für diesen Krieg war Rheinmetall mit seinen Produktionskapazitäten. Die Ehrhardtschen Unternehmen waren sorgfältig aufeinander abgestimmt, die Anlagen auf dem neuesten Stand. Alles war vorbereitet, um auf der Welle des ersten Weltkrieges ganz oben zu schwimmen.

Anfang Oktober gingen nun Staatsaufträge in Zündern, Richtmitteln, Pistolen und Maschinengewehren ein. Der Betrieb wurde erweitert. Die Belegschaft (auch Kriegsgefangene) wuchs während des ersten Weltkrieges auf 10.000 Beschäftigte.

Die Laborierbetriebe der Firma Dreyse & Collenbusch wurden in dieser Zeit durch drei große Gebäude erweitert. Es wurden ausschließlich Attilleriezündhütchen hergestellt. Jetzt arbeiteten hier 700 Beschäftigte. Bis 1913 gehörte die Firma mit ihrer Nieteproduktion zu den Marktführern.

Durch die vorherrschende Wohnungsnot entstand die Arbeitersiedlung auf dem Gartenberg, ein Ledigenwohnheim (heutiges Landratsamt), sowie Beamtenwohnhäuser.

Von den 10.000 Beschäftigten, die Rheinmetall Sömmerda im ersten Weltkrieg aufzuweisen hatte, blieben nach den Massenentlassungen nach Kriegsende gerade noch 15% übrig. Zunächst ging es darum, überhaupt wieder etwas zu produzieren. So entstanden Wasserhähne und Dampfarmaturen in der Zünderfabrik, Milchzentrifugen in der Maschinenfabrik. Hergestellt wurden außerdem elektrische Kochkisten und Autovergaser. Keiner dieser Produktionszweige war wohl ernsthaft als Basis für den betrieblichen Wiederaufbau vorgesehen. Es ging mehr darum, Zeit zu gewinnen, um durch weiterreichende Strategien neue Grundlagen für die Produktion zu schaffen. Eine zukunftsträchtige Entscheidung war der Einstieg in die Büromaschinenproduktion im Sommer 1919. Die Büromaschinenproduktion prägte die weitere Geschichte des Sömmerdaer Werkes in diesem Jahrhundert. Im April 1919 wurde eine eigene Lehrwerkstatt eingerichtet, um den Nachwuchs an Fachkräften zu sichern. Ausgebildet wurden Lehrlinge für Metallberufe und kaufmännische Berufe.

Die Büromaschinenproduktion begann 1920 mit der Schreibmaschine. Die erste Rheinmetall-Schreibmaschine entwickelte der Ingenieur Heinrich Schweitzer, die schlicht "Rheinmetall" genannt wurde. Die Schreibmaschinenkonstrukteure entfalteten ab Mitte der 20er Jahre eine rege Tätigkeit. Richard Berk war der zweite wichtige Mann für den Aufbau der Büromaschinenproduktion. Eineinhalb Jahre nach Schweitzer nahm ihn das Werk unter Vertrag. Innerhalb von drei Monaten entwickelte er mit Mitarbeitern und Mitteln von Rheinmetall eine Rechenmaschine. Die Rechte dafür gingen an Rheinmetall über.

Im Sommer 1921 war das erste Modell fertig. Es hieß "Saldo". Mit diesem Modell begann in Sömmerda 1922 die Rechenmaschinenproduktion.

Das Rechenmaschinengeschäft entwickelte sich gut. 1925 produzierten 60 - 70 Beschäftigte monatlich ca. 30 Maschinen.

August Kottmann, der dritte der Ingenieure aus der Sömmerdaer Büromaschinenproduktion, wurde 1925 Chefkonstrukteur für Rechenmaschinen. Er hatte als erster den Vorschlag unterbreitet, die Rechenmaschine elektrisch anzutreiben. Unter seiner Leitung gewann das Werk Sömmerda den Ruf eines Pioniers in der Büromaschinenwelt.

Auf der Frühjahrsmesse 1927 in Leipzig wurde zum ersten Mal eine Rechenmaschine mit elektrischen Antrieb und automatischer Division vorgeführt. Diese Maschinen nannte man Halbautomaten. Danach entstanden die Superautomaten, die zusätzlich mit automatischer Multiplikation ausgerüstet waren.

Durch weitere Erfindungen wurden einzelne Arbeitsvorgänge in diesen Maschinen perfektioniert.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Rheinmetall ein weltumspannendes Büromaschinen-Vertriebsnetz aufgebaut. Durch die Einführung oder Erhöhung von Zöllen, einschneidende Devisenbestimmungen und Kontingentierungsbestrebungen wäre der Export in eine ganze Reihe von Ländern weggefallen. Das Management reagierte auf die Absatzschwierigkeiten mit Kurzarbeit und Entlassungen. Nun rückte man die preisgünstigeren Handrechenmaschinen mehr in den Vordergrund. Billigere Modelle konnten allerdings erst 1934 in Serie gehen. 1932 wollte die Direktion das gesamte Werk in Sömmerda außer dem Zünderbau stillegen, wozu es allerdings nicht kam.

Auf Grund von Wehrmachtsaufträgen konnte die Waffenentwicklung bald einen gewaltigen Umfang annehmen. Im Werk Sömmerda kam es bereits in der ersten Hälfte des Jahres 1933 zu einem staatlich gelenkten Aufschwung. Dies zeigte deutlich die Umsatzsteigerung.

Die Rheinmetall-Addiermaschine wurde auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1933 zum ersten Mal präsentiert. Die Gesamtbeschäftigtenzahl stieg von 1.857 auf 3.812, also auf mehr als das Doppelte. Die Zahl der Arbeitskräfte in der militärischen Produktion verdreifachte sich nahezu. Auch die anderen Bereiche wurden immer mehr auf die Rüstung ausgerichtet. Mit diesen Entwicklungen des Jahres 1933 wurde eine Richtung eingeschlagen, die bis 1945 beibehalten wurde. In kurzer Zeit war die Rheinmetall Sömmerda ein nicht unbedeutendes Rädchen des nationalsozialistischen Regimes geworden.

1937 wurden die Sömmerdaer Büromaschinen über Auslandsvertretungen in 51 Ländern verkauft. Die zivile Produktionspalette wurde durch einen preßluftbetriebenen Handschleifapparat erweitert, die sehr beliebte Rheinmetall-Schleifhexe. Weiterhin wurden in dieser Zeit die Feuerwehrarmaturen in die Produktion aufgenommen. Von 1931 bis 1938 stieg der Zünderumsatz und machte das Sömmerdaer Werk zur führenden Zünderfabrik Deutschlands.

Der Produktionsanstieg bedingte den Neubau und die Modernisierung der Produktionsstätten. 1937 entstand der vierstöckige Gerätebau zur Herstellung elektrischer Bombenzünder und Aufladegeräte. Der Schreibmaschinen-Neubau kam 1938 dazu und 1939 ein Versandgebäude mit Luftschutzräumen und einem Operationssaal im Keller. Bis 1940 wurde ein Neubau für die Rechenmaschinenproduktion errichtet.

Von 1941 bis 1943 erhöhte sich der Umsatz jährlich jeweils um ein Drittel. Durch die permanente Produktionssteigerung stand das Werk unter deutlichem Druck. Der Sömmerdaer Beitrag der Rheinmetall war die Konstruktion einer Zünderstellmaschine. Das größte Problem der Konzernleitung war der Arbeitskräftemangel. Auch in Sömmerda reichten die Arbeitskräfte für die geforderte Produktion nicht aus, daran konnte auch die völlige Einstellung der Büromaschinenproduktion nichts ändern. Die Menschen kamen aus 139 Gemeinden zu Fuß, per Fahrrad, Zug, Motorrad oder Omnibus. Die Belegschaft konnte nur vergrößert werden, indem der Anteil der ausländischen Arbeitskräfte erhöht wurde. Anfang 1943 waren bereits 3.600 Menschen anderer Nationen als Zivilarbeitskräfte oder Kriegsgefangene im Sömmerdaer Werk beschäftigt. Im September 1944 wurde in Sömmerda ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald errichtet, jetzt wurden auch weibliche Häftlinge zum Arbeitseinsatz bei Rheinmetall gezwungen.

Am 3. April 1945 wurde das Sömmerdaer Werk auf Anweisung der Generaldirektion stillgelegt. Am 11. April 1945 waren vom Betrieb aus die ersten amerikanischen Panzer zu sehen. Nach einem zweistündigen Gefecht im Stadtpark wurde Sömmerda übergeben. Die gesamte Einrichtung des Montagesaales der Kreiselgeräte sowie Baugruppen sind durch die Amerikaner abtransportiert worden. Das umfangreiche Büromaschinenlager sowie die Einrichtung der OP-Säle wurden beschlagnahmt. Am 3. Juli zog die amerikanische Armee ab. Auf die Führungskräfte, Spezialisten und Konstrukteure des Werkes wollte sie allerdings nicht verzichten. Das sowjetische Militär löste die amerikanischen Soldaten als Besatzungsmacht ab. Auf Anordnung der sowjetischen Militärs wurde bei Rheinmetall wieder die serienmäßige Herstellung ziviler Produkte aufgenommen. Insbesondere sollten Schreib- und Rechenmaschinen für die Sowjetunion produziert werden. Im Winter 1945/46 setzte im Rahmen der Reparationsleistungen die Demontage des Werkes durch die sowjetischen Militärs ein. Insgesamt wurden 70 % des Werkes demontiert.

Gerechtfertigt wurde diese Aktion damit, daß Rheinmetall Rüstungsbetrieb war. Bereits ab 1946 wurden wieder im großen Maßstab Büromaschinen hergestellt, man schaffte diese Produktionsergebnisse allerdings nur mit einem erheblichem Mehraufwand an Kosten. Außerdem kamen die großen Materialprobleme noch dazu. Dies wurde zum Dauerproblem und bis Anfang der 50er Jahre fehlte es am Notwendigsten. Ein großes Problem war die Unterversorgung mit Strom und Kohle, was sich besonders im harten Winter 1946/47 bemerkbar machte. Zu allem Unglück überschwemmte im Frühjahr 1947 das Hochwasser der Unstrut das Werk. Selbst unter diesen schwierigen Bedingungen wurden im Werk Erfindungen gemacht und umgesetzt. Tschucharow, Generaldirektor ab 1949, veränderte die Struktur des Betriebes. Er modernisierte den Maschinenpark und rationalisierte die Produktion. Eine technologische Vorplanung, die Mehrmaschinenbedienung sowie die Fließbandfertigung für die Montage der Schreib- und Rechenmaschinen wurde eingeführt. Eine Sanitätsstelle wurde ausgebaut. Eine Badeanstalt mit 20 Brausebädern und 15 Wannenbädern wurde errichtet, da das im ersten Weltkrieg entstandene Bad nicht mehr betriebstüchtig war. Der erste Werkskindergarten wurde am 7.11.1949 auf dem Werksgelände eröffnet. 1952 kam eine Kinderkrippe hinzu. Im selben Jahr wurde das erste betriebliche Erholungsheim geschaffen.

In den Nachkriegsjahren stieg die Zahl der Beschäftigten kontinuierlich. 1949 überschritt sie die 5000er-Grenze. Es wurden neue Kulturgruppen ins Leben gerufen. Durch den Umbau von Produktionsräumen entstand das Kulturhaus "1. Mai!", welches von den neu gegründeten Kulturgruppen genutzt wurde.

Die Beschäftigten der Rechenmaschinenabteilung konnten am 30. März 1951 die Fertigstellung der 100.000 Rheinmetall-Rechenmaschine feiern. Im Herbst 1951 war die 100.000 Addiermaschine fertig.

Am 3. Juni 1952 wurde das Rheinmetall-Werk in Sömmerda von der sowjetischen Regierung an die DDR zurückgegeben und zum volkseigenen Betrieb erklärt. Der neue Firmenname lautete jetzt: "VEB Mechanik Büromaschinenwerk Rheinmetall Sömmerda". Die wirtschaftlichen Probleme nahmen zu. Eine Absatzsteigerung war vorläufig nicht zu erwarten. Es kam zu mehreren Entlassungswellen im Werk. Gemeinsam mit der staatlichen Leitung wurden diese Entlassungen von SED und FDGB durchgeführt. Nicht nur bei Rheinmetall, auch in der ganzen DDR gab es immer mehr Gründe, sich gegen staatliche und betriebliche Machthaber zu wehren. 1953 kam es zu den größten politischen Unruhen, welche die DDR, abgesehen von ihrem Ende, in ihrer 40jährigen Geschichte erlebte.

Am 17. Juni 1953 kam es zur Demonstration. Auf dem Marktplatz versammelten sich rund 7000 Menschen. Die Forderungen hatten zwei Stoßrichtungen: die Veränderung der allgemeinen politischen Verhältnisse und die Verbesserung der sozialen Situation vor Ort. Tatsächlich änderte sich der politische und wirtschaftliche Kurs nach dem 17. Juni. Die Rheinmetall-Belegschaft erreichte durch ihren Streik das Ende der Entlassungen. Es kam zu einem langsamen Wiederanstieg der Beschäftigtenzahlen. Ab 1953 wurden ganz neue Artikel in das Fertigungsprogramm des Sömmerdaer Werkes aufgenommen. Es handelte sich hier hauptsächlich um Fotoapparate und Mopedmotoren. Später wurden weitere Massenbedarfsartikel in die Produktion aufgenommen. Die Büromaschinenproduktion blieb der tragende Bereich des Werkes. 1959 wurde das Werk um einen Betriebsteil in Worbis erweitert. Die Geräte wurden geräuschärmer und in neuer Verkleidung angeboten. In der zweiten Hälfte der 50er Jahre wurde die Herstellung von Bürotechnik um ein Produkt erweitert, Lochkarten- und Lochstreifentechnik. Das Werk gehörte zu den 12 volkseigenen Betrieben, die vom Ministerrat der DDR für den Einsatz moderner Datenverarbeitungstechnik ausgewählt wurden. 1958 wurde das Sömmerdaer Werk wieder Teil eines größeren Firmenverbundes, der "Vereinigung Volkseigener Betriebe Datenverarbeitungs- und Büromaschinen" mit Sitz in Erfurt oder auch "VEB Büromaschinenwerk Rheinmetall Sömmerda". Die Produktion war weiter stark auf den Export ausgerichtet. An die UdSSR ging die Hälfte des gesamten Exports. Mit der Einhaltung der Exportverpflichtungen hat es im Jahr 1961 sehr schlecht gestanden. Die Planschulden und Finanzschulden wiesen Zahlen in Millionenhöhe auf. Die Massenflucht aus der DDR wurde 1961 mit dem Mauerbau gestoppt.
Von großer politischer und technischer Bedeutung war der Übergang von der Elektromechanik zur Elektronik. Dieser Schritt sollte realisiert werden. Während die westliche Industrieforschung vom hohen Entwicklungsstand in den USA profitieren konnte, mußte die DDR die Entwicklung aus eigener Kraft, mit großem Aufwand, hohen Kosten und nicht immer mit dem gewünschten Erfolg nachvollziehen. Die neue Technik erforderte einen Generationswechsel bei den Experten für Entwicklung und Konstruktion sowie strukturelle Veränderungen. Dem Elan des jungen Entwicklungsteams und dem politischen Druck war es zu verdanken, daß bis zur Leipziger Herbstmesse 1962 ein elektronischer Fakturierautomat, EFA 380, fertiggestellt werden konnte. Auch bei den Schreib- und Rechenmaschinen kam die Elektronik im Werk zur Anwendung.

Im Juli 1964 wurde basierend auf dem Lochkartensystem ein Organisations- und Rechenzentrum im Werk aufgebaut, das zu den größten in der DDR gehörte. Die Produktion war weiter stark auf den Export ausgerichtet. Unter den Wirtschaftspartnern dominierte die UdSSR. An sie ging die Hälfte des gesamten Exports.

Das Büromaschinenwerk Sömmerda, größter Betrieb im Bezirk Erfurt, wurde 1969 dem Kombinat Zentronik zugeordnet.

Nach dem Machtwechsel von Walter Ulbricht zu Erich Honecker im Mai 1971 maß die DDR-Führung den Lebensbedingungen der Bevölkerung eine größere Bedeutung als bisher zu. Der wichtigste Ort dafür war der Betrieb.

Im Werk wurde ein Schwerpunkt auf die Weiterentwicklung der elektronischen Rechentechnik gelegt. Die Leistungsfähigkeit der Bauelemente wurde soweit gesteigert, daß man 1975 den Sprung zur Mikroelektronik, das heißt zur Konstruktion und Herstellung integrierter elektronischer Schaltungen wagen konnte.

Die Anzahl der Beschäftigten erreichte 1976 mit 14.411 den Nachkriegshöchststand. Das Anwachsen der Belegschaft sorgte dafür, daß die Einwohnerzahl Sömmerdas Mitte der 70er Jahre die 20.000er Grenze überschritt. Das Einzugsgebiet des Werkes umfaßte Ende der 80er Jahre 176 Ortschaften in 9 Kreisen und 2 Bezirken. Bis 1970 verfügte das Werk über 408 Kinderbetreuungsplätze, in den 70er Jahren wurde die Anzahl noch verdoppelt. Das Werk war auf den Zuzug von Arbeitskräften aus anderen Regionen angewiesen. Für ihre Ansiedlung war der Bau von Werkswohnungen und die Förderung des Eigenheimbaus immer ein wichtiges Instrument gewesen. Kultur und Sport wurden im Betrieb großgeschrieben.

1987 war der Einstieg in eine neue Computergeneration. Die DDR festigte mit den Sömmerdaer Computern ihre Spitzenstellung im östlichen Wirtschaftsraum. 1988 wurde erstmals Bürotechnik im Auftrag westeuropäischer Firmen produziert.

Ab Mitte der 80er Jahre stieg die Zahl der Ausreisewilligen in der DDR. Viele jüngere Menschen verließen das Land. Am 9. November öffnete sich endgültig die Grenze zum Westen, es kam zu einer Massenausreise und die Arbeitskräfte fehlten im Betrieb. Die Produktion ging zurück, Veränderungen mußten vorgenommen werden. Bei den Beschäftigten wuchsen Angst und Unzufriedenheit.

Eine entscheidende Änderung für das Büromaschinenwerk war der Staatsvertrag über die Einführung der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion, der am 1. Juli 1990 in Kraft trat. Die DM war nun einziges Zahlungsmittel in Deutschland. Das Büromaschinenwerk wurde rückwirkend zum 1. Juni 1990 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Betriebsleitung konzentrierte ihre Geschäftstätigkeit weiterhin auf dem Ostmarkt. Für 1.713 Arbeitsplätze wurde Kurzarbeit angezeigt. Teil des Sanierungskonzepts vom Oktober 1990 war ein massiver Personalabbau ab 1991. 2.500 Beschäftigte waren bereits in Rente und Vorruhestand gegangen. Das Unternehmen war mit seinen Produkten auf den Westmärkten nicht konkurrenzfähig. Die Zusammenarbeit mit anderen Großunternehmen in der Computerindustrie scheiterte daran, daß weltweit Überkapazitäten vorhanden waren. Die Entwicklung neuer Produkte bzw. die Konkretisierung weiterführungsfähiger Unternehmensteile wurde nicht verfolgt, so daß der Geschäftsbetrieb zum 31. Dezember 1991 eingestellt und die Belegschaft an allen Standorten mit insgesamt noch 8.291 Arbeitnehmern entlassen wurde. Ende März 1992 stand fest, daß sowohl eine Gesamt- als auch eine Teilverwertung des Unternehmensgeländes nicht durchführbar ist. Mit dem Konzept, das Gelände in einen Industriepark zu verwandeln, wurde der Grundstein zur Ansiedlung einer Vielzahl kleiner und mittelständischer Unternehmen gelegt. Die Entscheidung für den Industriepark sollte die Zukunft für die Bewohner der Stadt Sömmerda und ihr Einzugsgebiet sichern.

Mit dem Beginn der Marktwirtschaft nach der Wiedervereinigung war das Ende für den inzwischen hoffnungslos veralteten Ziegeleibetrieb gekommen. Das Hermann-Werk wurde abgerissen und machte der 1990 gegründeten Aquarius Robotron Systems GmbH Platz.

Mit dem Konzept, das Gelände in einen Industriepark zu verwandeln, wurde der Grundstein zur Ansiedlung einer Vielzahl kleiner und mittelständischer Unternehmen gelegt. Das vorhandene Gelände mußte jedoch völlig verändert werden. Die Abriß- und Erschließungsplanung wurde trotz fehlenden Bebauungsplanes weitergeführt. Es war abzusehen, daß diese Aktivitäten mindestens das Jahr 1995 und das Jahr 1996 in Anspruch nehmen würden. Anfang 1995 zeigte sich, daß die Kosten des Abrisses sowie die Kosten der Altlastenbeseitigung die geplanten Kosten deutlich übersteigen. Eine der vorrangigsten Aufgaben, nämlich die Schaffung und der Erhalt von 2.500 bis 3.000 Arbeitsplätzen, wurde intensiv verfolgt. Es wurde eine aktive Ansiedlungsstrategie verfolgt, so daß gegenwärtig ca. 1.800 Beschäftigte auf dem Gelände tätig sind.

“Ohne Arbeit macht Urlaub keine Freude.”

-KLAUS SEIBOLD

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Verkehrstechnisch ist Sömmerda mit seinen acht Ortsteilen über die Anschlussstellen Sömmerda-Süd und Sömmerda-Ost direkt an die A 71 angebunden.

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Sömmerda ist lebens- & liebenswert. Wer die Stadt besucht, spürt auch gleich ihren Flair. Die Altstadt lädt zum Schlendern und Verweilen ein, beherbergt eine Vielzahl von Kneipen, Restaurants und Cafe´s. Ein breites Angebot an Fachärzten samt innerstädtischem Krankenhaus und vielen Freizeitangeboten auch im Umland runden das Bild vollständig ab.

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Ob bezahlbarer Wohnraum, charmanter und liebenswerter Altbau, modernster Neubau, barrierefreies Wohnen oder der ideale Platz zum Bauen und seßhaft werden, Sömmerda hat für jede Altersgruppe und Lebensphase das Richtige zu bieten.